Rheumatoide Arthritis – Feuer in den Gelenken
Die rheumatoide Arthritis (RA) hat bei rechtzeitiger Diagnose heute viel von ihrem Schrecken verloren. Der Krankheitsverlauf ist durch die moderne schulmedizinische Therapie in der Regel gut beherrschbar. Ergänzende naturheilkundliche Maßnahmen verbessern die Prognose zusätzlich und eröffnen den Betroffenen viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu Linderung oder Heilung beizutragen.
Die rheumatoide Arthritis (RA) – früher auch chronische Polyarthritis genannt – ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Laut Deutscher Rheuma-Liga sind in Deutschland etwa ein Prozent der Erwachsenen betroffen, davon dreimal mehr Frauen. Interessanterweise fällt der Erkrankungsbeginn bei Frauen oft mit den Wechseljahren zusammen, bei Männern liegt er zehn Jahre später, etwa um das 65. Lebensjahr. Die Erkrankung kann jedoch in jedem Alter auftreten. Auch Kinder können betroffen sein.
Rheumatoide Arthritis – was passiert
Die rheumatoide Arthritis (RA)ist eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem greift aus einer Fehlsteuerung heraus die Gelenkknorpel an – im weiteren Krankheitsverlauf dann auch andere körpereigene Strukturen wie Sehnen und Bänder. Im Spätstadium kann sich die Erkrankung auf Organe wie Augen, Herz, Gefäße, Lunge und Nerven ausweiten. Unbehandelt kommt es zur Zerstörung der Gelenkknorpel sowie der betroffenen Strukturen und Organe. Der Körper reagiert gewissermaßen allergisch auf sich selbst (autoaggressiv). Die betroffenen Gelenke sind entzündet, schmerzhaft und geschwollen, die Beweglichkeit ist erheblich eingeschränkt. Auch seelisch erscheinen die Patientinnen und Patienten oft wie gelähmt.
Die Ursachen der rheumatoiden Arthritis (RA) sind bis heute unklar, eine genetische Disposition gilt aber als relativ sicher. Ob sich aus dieser Veranlagung eine Erkrankung entwickelt, hängt vermutlich von äußeren Faktoren ab: Die rheumatoide Arthritis (RA) tritt häufig nach Ereignissen und Bedingungen auf, die das Immunsystem unter Stress setzen. Das sind zum Beispiel Infektionen, hormonelle Veränderungen oder körperliche sowie seelische Krisen wie ein Unfall oder eine Operation.
Rheumatoide Arthritis Diagnose: je früher, desto besser
Durch eine rechtzeitige Therapie der RA, lässt sich die Zerstörung betroffener Gelenke weitgehend verhindern. Den Betroffenen bleibt so viel Leid erspart. Eine frühzeitige Diagnose ist daher immens wichtig. Sie sollte durch einen Facharzt für Rheumatologie gesichert werden. Denn eine rheumatoide Arthritis (RA) zu erkennen ist nicht leicht und ergibt sich oft erst aus einer Zusammenschau von körperlichen Beschwerden, Krankengeschichte, Blutuntersuchungen und bildgebenden Verfahren.
Typische Leitsymptome zu Beginn der Erkrankung:
- zwei oder mehr schmerzhafte, geschwollene Gelenke
- die Gelenke bleiben morgens mehr als 30 Minuten steif (Morgensteifigkeit)
- die Grundgelenke von Fingern und Zehen sind bei leichtem Druck schmerzempfindlich
- die Fingergrund- und -mittelgelenke sind gleichmäßig geschwollen, die Schwellung ist weich und meist schmerzempfindlich
- in der Regel sind beide Körperhälften symmetrisch betroffen
Zusätzlich können Fieber, Müdigkeit, Schlafstörungen und allgemeine Schwäche auftreten.
Sind die Leitsymptome vorhanden, ist es ratsam, nach spätestens sechs Wochen einen Rheumatologen aufzusuchen. Er erfragt eine genaue Beschreibung der Krankheitsgeschichte und veranlasst weitere Untersuchungen.
Rheumatoide Arthritis (RA) Labordiagnostik
Hinweise durch Blutuntersuchungen: Entzündungen im Körper können durch zwei wichtige Parameter im Blut angezeigt werden: Das C-reaktive Protein (CRP), ein Eiweiß, das bei vorhandenen Entzündungen im Blutbild erhöht ist, und durch eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Hinweise auf einen Autoimmunprozess geben Antikörper gegen körpereigene Substanzen. Der bekannteste ist der sogenannte Rheumafaktor, der aber nicht immer nachweisbar sein muss. Deutlich spezifischer sind die sogenannten ACPAs (Antikörper gegen citrullinierte Proteine), das sind Autoantikörper gegen bestimmte körpereigene Eiweiße, deren Vorhandensein das Vorliegen einer RA zu 95 % beweist.
Recht sicher ausschließen lässt sich die RA dagegen durch den Nachweis von Borrelien, Chlamydien, Yersinien und andere Erreger, die ebenfalls Gelenkentzündungen auslösen können sowie durch erhöhte Harnsäurewerte, die für die Möglichkeit einer Gichterkrankung sprechen.
Tieferer Einblick durch bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren geben Aufschluss, wie stark die Entzündung ausgeprägt ist und ob Gelenkzerstörungen vorliegen. Damit die Ergebnisse vergleichbar sind, sollte die Untersuchung zur Verlaufskontrolle immer vom gleichen Arzt und mit dem gleichen Gerät vorgenommen werden.
Den besten Überblick ergibt die Kombination von Sonografie (Ultraschall) und MRT (Magnetresonanztomografie). Sie ermöglicht eine frühzeitige präzise Beurteilung des Krankheits- beziehungsweise Therapieverlaufes. Speziell für die Hände gibt es als neueres Verfahren noch den Rheumascan.
Die klassische Röntgenuntersuchung ist für die so wichtige Frühdiagnostik eher ungeeignet, da sich knöcherne Strukturen erst später verändern. Die Gelenkszintigrafie kommt aufgrund der Strahlenbelastung kaum noch zur Anwendung.
Rheumatoide Arthritis – Schulmedizinische Therapie
Die Behandlung der RA nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie hat das klare Ziel, den Entzündungsprozess schnellstmöglich zu stoppen, um Gelenkschäden zu verhindern. Sie erfolgt in zwei ineinandergreifenden Stufen:
- Akuttherapie:Zu Beginn kommen schnell wirksame Mittel gegen Schmerzen und Entzündungen zum Einsatz. Dazu gehören Steroide (Kortison) und die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac. Diese Mittel werden bei Wirkeintritt der Basistherapie möglichst schnell wieder abgesetzt, um Nebenwirkungen zu minimieren.
- Basistherapie:Die gleichzeitig beginnende Therapie mit DMARDs (Disease-modifying anti-rheumatic drugs) greift direkt in die ursächlichen Prozesse im Immunsystem ein und unterbricht diese. Dabei werden synthetische Basismittel (sDMARDs) wie Methotrexat von biotechnologischen (bDMARDs) wie Rituximab unterschieden. Die Basistherapie benötigt mehrere Wochen bis einige Monate Zeit, bis sie wirkt, und kann die Erkrankung zum Stillstand bringen. Je früher sie im Krankheitsverlauf einsetzt, desto effektiver die Wirkung. Schlägt die Therapie gut an, ist bei sechsmonatiger Symptomfreiheit sogar ein vollständiges Absetzen der Basismittel möglich.
Rheumatoide Arthritis – Therapie in der Komplementärmedizin
Wie bereits erläutert, ist es sehr wahrscheinlich, dass äußere Faktoren eine genetische Veranlagung zur RA aktivieren. Deshalb ist die wichtigste ergänzende Frage: Was stresst das Immunsystem des Menschen so sehr, dass es körpereigene Strukturen attackiert, der Körper sich also selbst verletzt?
Gibt es chronische Entzündungsherde im Körper? Hier sind in erster Linie tote (wurzelbehandelte) Zähne, aber auch chronisch entzündete Mandeln und Stirnhöhlen zu nennen. Eine Abklärung und eventuelle Sanierung durch einen Zahnarzt beziehungsweise HNO-Arzt ist dann wichtig. Anschließend kann eine Neuraltherapie Störfelder beseitigen.
Gibt es Hinweise auf eine gestörte Balance der Darmflora? Neuere Studien legen einen Zusammenhang mit Entzündungsprozessen nahe. Eine genaue Stuhluntersuchung schafft hier Klarheit. Bei nachgewiesener Fehlbesiedlung erfolgt eine individuelle Darmsanierung mittels Heilpflanzen oder passenden Bakterienpräparaten.
Gibt es Hinweise auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Diese können durch Auslassversuche ermittelt werden.
Welche Lebensgewohnheiten bestehen? Auch bestimmte Ernährungsgewohnheiten wie ein hoher Zuckerkonsum können Entzündungsprozesse fördern. Daher ist eine individuelle Ernährungsumstellung oft sehr hilfreich. Studien belegen, dass Rauchen den Krankheitsverlauf verschlimmert. Daher ist eine Rauchentwöhnung zwingend erforderlich und zu unterstützen. Zudem ist es wichtig, Übergewicht zu reduzieren und einseitige Belastungen der Gelenke in Beruf und Sport zu verhindern, um eine mechanische Entlastung der Gelenke zu ermöglichen. Eine begleitende Physiotherapie kann ebenfalls sinnvoll sein. Vielseitige, der Situation angemessene Bewegungsformen wie Tanz oder Thai Chi sind sehr hilfreich, sowohl körperlich als auch für die Psyche.
Sind Stress oder seelische Belastungen vorhanden? Fragen nach der seelischen Belastung und den Lebensumständen der Betroffenen können wichtige Ansätze für eine notwendige Unterstützung geben. Auf seelischer Ebene ist es entscheidend, zu heiterer Gelassenheit zu finden. Individuell passende Methoden zum Stressmanagement sind sehr zu empfehlen. Manchmal macht auch eine psychologische Unterstützung Sinn. Stand am Anfang der Erkrankung ein (körperliches) Trauma wie ein Unfall oder eine Operation (bei Frauen mitunter die Entfernung der Gebärmutter), ist eine Körperpsychotherapie sinnvoll.
Heilpflanzen als Basistherapie
Die traditionelle Pflanzenheilkunde verbindet viele therapeutische Maßnahmen zu einem sinnvollen Ganzen. Pflanzliche Alternativen können helfen, schulmedizinische Rheumamittel zu reduzieren, die mit verschiedenen Nebenwirkungen einhergehen können. Sie lassen sich in ein ganzheitliches Behandlungskonzept integrieren, das neben Schmerz, Entzündung und gelegentlich auftretendem Fieber auch den Hautstoffwechsel, die Bildung von freien Radikalen (oxidativer Stress), den Säure-Basen-Haushalt, etwaige Erschöpfung und die krankheitsbedingte Belastung für Leber, Niere und Psyche berücksichtigt.
Sie finden den Artikel in der Zeitschrift Heilpflanzen