Histaminintoleranz
Die Histaminintoleranz beruht auf der Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem oder endogen freigesetztem Histamin. Hierfür ist entweder eine unzureichende Aktivität der histaminabbauenden Enzyme Diaminoxidase (DAO) bzw. Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) oder ein Missverhältnis zwischen der aufgenommenen Histaminkonzentration und den Enzym-Aktivitäten die Ursache.
Histamin
Histamin spielt eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen und dient als Entzündungsmediator bei inflammatorischen Prozessen. Daher komm es physiologisch in Mastzellen, basophilen Granulozyten und enterochromaffinen Zellen des Gastrointestinaltraktes vor. Ferner wird es zusammen mit Heparin in Vesikeln gespeichert. Bei Bedarf erfolgt die Ausschüttung, um dann an Histaminrezeptoren im Gewebe zu binden. Histamin ist ein Gewebshormon, Neurotransmitter und Entzündungsmediator für allergische und pseudoallergische Reaktionen.
Histaminintoleranz bei Frauen
Von allen Patienten, die an einer HIT leiden, sind in 80% Frauen mittleren Alters betroffen. Gleichzeitig leidet diese Patientengruppe häufig unter zyklusabhängigen Kopfschmerzen und zeigt eine Neigung zur Dysmenorrhö (schmerzhafter Menstruationsblutung).
Im weiblichen Genitaltrakt wird Histamin von Mastzellen, Endothel- und Epithelzellen im Uterus und Ovar produziert. Während der Ovolutationsphase konnte eine erhöhte Ausscheidung von Histaminmetaboliten über die Nieren nachgewiesen werden.
Histamin als Auslöser einer Dysmenorrhö (schmerzhafter Menstruationsblutung)
Der Histaminrezeptor H1 befindet sich auch im Bereich der glatten Muskulatur. Dementsprechend führt seine Aktivierung zu Muskelkontraktionen. Auch die Muskelzellen des Uterus (Gebärmutter) weisen H1-Rezeptoren auf. Daher ist Histamin in der Lage Gebärmutterkontraktionen auszulösen.
Histamingehalt verschiedener Lebensmittel
Durch mikrobiellen Stoffwechsel können in vielen Lebensmitteln nennenswerte Mengen an Histamin auftreten. Hohe Werte treten oft bei lange reifenden oder lagernden Lebensmitteln auf: Fleisch- und Fischkonserven, Dauerwurst, Räucherfleisch, Käse mit langen Reifezeiten (Emmentaler, Bergkäse, Alpenkäse, Parmesan), Sauerkraut, Essig, Wein, Tomatensaucen (Ketchup).
Histamin als Neurotransmitter
Histamin ist als „hypothalamischer Transmitter“ an der ZNS- gesteuerten Regulation des Hunger- und Durstgefühls, der Körpertemperatur, des Schlaf-Wachrhythmus, der Gedächtnis- und Lernprozesse und des Blutdrucks beteiligt.
Histamin-getriggerte Symptomatik
Sie tritt dosisabhängig auf, wobei bei einer Histaminintoleranz schon kleinste Mengen an Histamin ausreichen, um ein individuelles Beschwerdebild zu verursachen. Daher kann die Einnahme von histamin- liberierenden Medikamenten, Nahrungsmittel z.B. Zitrusfrüchte, Ananas, Erdbeeren, Schalentiere, Lebensmittelfarben oder Alkohol zu einer Histaminfreisetzung aus den zellulären Speichern sowie zu ähnlichen Symptomen führen.
Labordiagnostik
Bei Verdacht auf eine Histaminose sollte nicht nur der Histamingehalt im Stuhl untersucht werden, sondern gleichzeitig auch die Aktivität der DAO im Blut sowie die Histaminmetabolite im Urin bestimmt werden.
Quelle: Labor Ganzimmun